Lehrveranstaltungen bis 2000
 

 
Wintersemester 2000/2001 (Universität Erfurt)

1. Einführung in die slawistische Literaturwissenschaft
Schwerpunkte und Literatur s. Herbstsemester 1999/2000

2. Dekonstruktion: Angebot oder Diktat? Zum Stellenwert von Dichotomie und Performance im postmodernen Diskurs
mit Fritz-Wilhelm Neumann (Anglistische Literaturwissenschaft)
Die postmoderne Diskussion spricht vom Tod des Subjekts, der Geschichte und der Metaphysik. Ist die philosophische Tradition der Aufklärung in ihrem Subjekt- und Identitätsverständnis unbrauchbar überholt oder sollte sich die Distanz zur Moderne - im Sinne der Postmoderne! - nicht zugleich mit einer Position verbinden lassen, die neben der Dekonstruktion auch das unverzichtbare Moment der Konstruktion berücksichtigt? Kann eine Lektüre von Welt, die das Ausgegrenzte ans Licht bringen will, es sich leisten, unterschiedlich im Fluß begriffene, aber doch bestehende Oppositionen und Ordnungen zu überlesen? Wie vermitteln sich solch grundlegende Oppositionen wie Natur und Zivilisation, Ost und West, Mann und Frau, Eigenes und Anderes, Bewußtes und Unbewußtes, Individuum und Gemeinschaft in der Literatur?
Einführende Literatur: Derrida, J.: Die différance. In: Postmoderne und Dekonstruktion. Texte französischer Philosophen der Gegenwart: Stuttgart 1990, 76-113; Engelmann, P.: Einführung: Postmoderne und Dekonstruktion. Zwei Stichwörter zur zeitgenössischen Philosophie. In: Postmoderne und Dekonstruktion. Texte französischer Philosophen der Gegenwart: Stuttgart 1990, 5-32; Greber, E.: Opposition. In: H. Bosse und U. Renner (Hrsg.): Literaturwissenschaft - Einführung in ein Sprachspiel. Freiburg i. Br. 1999, 193-210; S. Benhabib, J. Butler, D. Cornell, N. Fraser (Hrsg.): Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart. Frankfurt am Main 1993; H. Nagl-Docekal: Seyla Benhabib und die radikale Zukunft der Aufklärung. In: Dtsch. Z. Phil. 45 (1997) 6, 943-956.

3. Russische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Genderperspektive
Im Seminar werden diskursprägende Werke der russischen bzw. sowjetischen Literatur des 20. Jahrhunderts einer Relektüre unter gendertheoretischem Aspekt unterzogen. Wir untersuchen, inwieweit die Männer- und Frauenbilder in der behandelten Literatur ein zeit- und gesellschaftsspezifisches Problemverständnis bzw. dessen Infragestellung widerspiegeln und wie sich gendergeprägte Identitäts- und Wertemuster bis in die künstlerische Wahrnehmung fortsetzen. Für die kulturspezifische Situation in Russland werden religionsphilosophische Aufsätze sowie neuere feministische Arbeiten der russischen Diskussion herangezogen.
Literatur: Berdjaev, N.: Metafizika pola i ljubvi. In: Russkij ėros ili filosofija ljubvi v Rossii. Moskva 1991, S. 232-273; Solov’ev, V.: Ideja čelovečestva u Avgusta Konta. In: Ds.: Sočinenija v dvuch tomach. T 2, Moskva 1988, S. 562-581; Pol. Gender. Kul’tura. Hrsg. von E. Trofimova et. al., Moskva 1999.

4. "Was macht das Weib zum Weibe?" Geschlechterdiskussion in Ost und West
mit Bettine Menke (Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft) und Dirk Uffelmann (Orthodoxes Christentum)
Mit der Frage "Was ist Weiblichkeit" ist ein berühmter Vortrag Freuds zitiert. Diese Frage zu diskutieren, heißt sich zu fragen, was das für eine Frage ist, welchen Stellenwert sie hat und warum sich einige diese Frage stellen und andere nicht.
Wenn aber das Konzept "Weiblichkeit" problematisch ist, wie soll dann Emanzipation von Frauen aussehen – Angleichung in Rechten und Pflichten an männliche Rollen oder Betonung und Gewährleistung eines unverwechselbar eigenen "Weiblichen"? Darüber herrscht in feministischen Theorieansätzen Uneinigkeit. Besonders augenfällig wird diese Uneinigkeit bei einer vergleichenden Betrachtung von unterschiedlichen feministischen Reaktionen auf patriarchal verfasste Gesellschaften in Ost und West.
Dieses Seminar wird am Anfang eine Einführung in die klassischen Texte der feministischen Theoriebildung bieten. Darauf aufbauend wird anhand einer Lektüre von zeitgenössischen literarischen Texten von Frauen aus Deutschland, Russland und Polen die je spezifische Konzeptualisierung der Geschlechter vor dem Hintergrund der national-kulturellen Traditionen untersucht.
Zu den kulturellen Spezifiken kommen die Folgen der politischen Spaltung Europas (und Deutschlands), die sich in unterschiedlichen Geschlechterdiskussionen und Rollenidealen manifestieren und auch nach dem Fall der Systemmauer weiterwirken.
Dabei werden die verschiedenen Positionen wohl nicht immer sauber entlang einer Ost-West-Grenze zu verorten sein. Die Frage nach der Differenz der Frau etwa ist auch im Westen als "der Streit um Differenz" ausgetragen worden (so der Titel eines Sammelbändchens, dessen Diskussion von Amerikanerinnen bestritten wird).
Literatur: Benhabib/Butler/Cornell/Frazer: Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart. Frankfurt am Main 1994; Bovenschen, S.: Imaginierte Weiblichkeit. Frankfurt am Main 1979; Dzikowska, E.: Frau Vaterland. Zur Rolle der Frauenbilder im Vaterlandsdiskurs an der Schwelle der polnischen Moderne. In: Gabryjelska/Czarnecka/Ebert (Hrsg.): Die Bilder der "neuen Frau" in der Moderne und den Modernisierungsprozessen des 20. Jahrhunderts. Wrocław 1998, S. 135-142; Freud, S.: die Weiblichkeit. In: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Frankfurt am Main 1991, S. 110-132; Parnell, C. (Hrsg.): Frauenbilder und Weiblichkeitsentwürfe in der russischen Frauenprosa: Materialien des wissenschaftlichen Symposiums in Erfurt 1995. Frankfurt am Main e. al. 1996.

5. Die klassische Moderne in West- und Osteuropa (1880-1930)
mit Fritz-Wilhelm Neumann (Anglistik) und Peter Arlt (Kunstgeschichte)
Schwerpunkte und Literatur s. Herbstsemester 1999/2000

 

 
Sommersemester 2000 (Universität Erfurt)

1. Einführung in die slawistische Literaturwissenschaft
Schwerpunkte und Literatur s. Herbstsemester 1999/2000

2. Russische Literatur des 20. Jahrhunderts aus der Genderperspektive
Im Seminar werden diskursprägende Werke der russischen bzw. sowjetischen Literatur des 20. Jahrhunderts einer Relektüre unter gendertheoretischem Aspekt unterzogen. Die ein- bzw. ausschließenden inhaltlichen und formalen Kriterien in bezug auf den jeweiligen Literaturkanon sollen hinterfragt und bewusstgemachtwerden. Autoren: Čechov, Gladkov, Platonov, Ajtmatov, Trifonov, Erofeev
Literatur: Berdjaev, N.: Metafizika pola i ljubvi. In: Russkij ėros ili filosofija ljubvi v Rossii. Moskva 1991, S. 232-273; Solov’ev, V.: Ideja čelovečestva u Avgusta Konta. In: Ds.:Sočinenija v dvuch tomach. T 2, Moskva 1988, S. 562-581; Pol. Gender. Kul’tura. Hrsg. von E. Trofimova et. al., Moskva 1999.

3. Russische und polnische Romantik - ein Dialog?
Gegenstand des Seminars ist die Herausarbeitung der Verflechtung zwischen russischer, polnischer und litauischer Romantik, insbesondere in ihrer revolutionären Phase, und ihrer Spezifik innerhalb des europäischen Romantikdiskurses. Der Vergleich soll den Blick für die wechselvollen Beziehungen der Slawen zu ihren Nachbarvölkern, einschließlich der Balten, öffnen und dadurch gegenwärtige nationale Konflikte in Osteuropa besser verstehen helfen. Ausgewählte Werke: Puškin (Mednyj vsadnik, Kavkasskij plennik), Lermontov (Na smert poėta, Demon), Mickiewicz (Dziądy, Konrad Wallenrod), Słowacki (Fantazy), Baranauskas (Der Hain von Anykščiai)
Literatur: Puškin, A.: Polnoe sobranie sočinenij. Tom IV und V. Moskva 1937-1941; Lermontov, M.: Sočinenija v šesti tomach. Tom II und IV. Moskva 1954-1957; Mickiewicz, A.: Wiersze. Warszawa 1955; Baranauskas, A.: Der Hain von Anykščiai. München: Fink 1967; Miłosz, Cz.: Geschichte der Polnischen Literatur. Köln 1981.

 

 
Wintersemester 1999/2000 (Universität Erfurt)
 
1. Das Eigene und das Andere
mit Rüdiger Bender (Philosophie) und Andreas Gotzmann (Judaistik)
Das Verhältnis von Eigenem und Anderem stellt die grundlegende Beziehung sowohl für die Dynamik von Kulturprozessen als auch für die intersubjektive Kommunikation dar. Ausgehend von Überlegungen zur Position des Anderen bzw. Fremden im Prozess der Subjektkonstituierung ist es Anliegen dieses Seminars bewusst zu machen, in welchem Maße sich Eigen- und Fremdbilder als fluktuierende Konstrukte gesellschaftlicher Einschreibungen erweisen und die Annahme des Fremden auf der Annahme eines sich offen verstehenden Selbst beruht. Wir arbeiten an historischen, philosophischen und literarischen Quellen insbesondere zur Problematik des europäischen Judentums (Antisemitismus und jüdischer Selbsthass) und ziehen hierzu auch exemplarische Beispiele russisch-jüdischer Literatur heran. Aus philosophischer, literaturwissenschaftlicher und judaistischer Perspektive werden folgende Problemkreise diskutiert: Identität und Alterität, Assimilation und Dissimilation, verallgemeinerter Anderer und konkreter Anderer.
Einführende Literatur: Waldenfels, B.: Phänomenologie des Eigenen und des Fremden. In: Furcht und Faszination. Facetten der Fremdheiten. Hrsg. von H. Münkler. Berlin 1997, S. 65-84; Kosellek, R.: Zur historisch-politischen Semantik asymmetrischer Gegenbegriffe. In: Ders.; Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. 3. Aufl. Frankfurt 1995, S. 211-259; Benhabib, Seyla: "Der verallgemeinerte vs. der konkrete Andere" und "Neue Überlegungen zum Standpunkt des 'verallgemeinerten' vs. des 'konkreten' Anderen". In: Selbst im Kontext. Frankfurt am Main 1995: 175-191.

2. Die klassische Moderne in West- und Osteuropa (1880-1930)
mit Fritz-Wilhelm Neumann (Anglistik) und Peter Arlt (Kunstgeschichte)
Mit dem Begriff der klassischen Moderne verbindet man eine die Krise der bürgerlichen Gesellschaft in Kunst, Literatur und Philosophie erfassenden höchst widersprüchlichen Prozess. Auf der einen Seite werden fortschritts- und Vernunftglauben als aufklärerische Fiktion entlarvt, auf der anderen Seite erheben programmatische ästhetische und weltanschauliche Konzepte den Anspruch auf Neu- und Umgestaltung der Gesellschaft. Wesentliche geistige Bezugsgrößen in diesem Prozess sind Nietzsche in der Philosophie und Freud in der Psychologie. Ausgelöst wurde der künstlerische Wandel sowohl durch den von Wissenschaft und Technik beschleunigten Modernisierungsprozess und die Erfahrungswelt der Großstadt (Paris, London, Berlin, Moskau und St. Petersburg) als auch durch extreme politische Konflikte.
Ausgehend von einer geistesgeschichtlichen Situationsbeschreibung soll die Veranstaltung einen Einblick in die wichtigsten kultur- und sozialgeschichtlichen Prozesse west- und Osteuropas zur Zeit der klassischen Moderne (1880-1930) geben. Wir arbeiten mit literarischen, philosophischen, politischen und soziologischen Texten sowie mit Bildmaterialien bis hin zu frühen Filmen.

3. Zur Gestaltung des Anderen als des Fremden in der russischen Literatur
Die Kollision der einheimischen (eigenen) Kultur mit der ausländischen (anderen) Kultur hat die russische Kulturgeschichte über Jahrhunderte geprägt und die russische Identität aus der Abgrenzung vom Andersgläubigen und der Bekehrung des Ungläubigen hergeleitet. Wir wollen an exemplarischen Beispielen russischer Literatur untersuchen, welche Aufschlüsse die literarischen Repräsentationen des Anderen über das Selbst- und Fremdverständnis der jeweiligen Kulturepoche geben. Dabei soll die Autonomie der Grenzsetzungen zwischen Eigenem und Anderem hinterfragt und der Blick auf dialogische Denkansätze auch in der russischen Kultur gelenkt werden. Wir arbeiten an Werken des 19. und 20. Jahrhunderts, für deren Erschließung historische und philosophische Quellen herangezogen werden. Neben kulturphilosophischen Ableitungen werden erzähltheoretische und ästhetische Fragestellungen behandelt.
Einführende Literatur: Groys, Boris: "Russland auf der Suche nach seiner Identität". In: Die Erfindung Russlands. München und Wien 1995 : 19-36; Berdjaev, Nikolaj.: "Russland und Europa". In: Die russische Idee. Sankt Augustin 1983.

4) Einführung in die slawistische Literaturwissenschaft
Das Seminar verfolgt das Ziel, Studierende der Literaturwissenschaft mit ausgewählten Theorien und Forschungsmethoden der ost- und westslawischen Literaturwissenschaft (Formalismus, Strukturalismus, Semiotik) vertraut zu machen und deren Anwendung in der Analyse literarischer Texte zu erproben. Wir arbeiten an epischen und lyrischen Texten der russischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts Puškin und Gogol’, Bulgakov und Babel’ u.a.)
Einführende Literatur: Die Erweckung des Wortes. Essays der Russischen Formalen Schule. Hrsg. von F. Mierau. Leipzig: Reclam 1987; Striedter, J.: Russischer Formalismus. München: Fink 1969; Fleischer, M.: Die sowjetische Semiotik. Tübingen: Stauffenberg 1989; Lachmann, R.: Dialogizität und poetische Sprache. In: Dialogizität. Hrsg. von R. Lachmann. München: Fink 1982, S. 51-62; Bachtin, M.: P5robleme der Poetik Dostoevskijs. München: Fink 1971.

5. Russische und polnische Romantik - ein Dialog?
Gegenstand des Seminars ist die Herausarbeitung der Verflechtung zwischen russischer, polnischer und litauischer Romantik, insbesondere in ihrer revolutionären Phase, und ihrer Spezifik innerhalb des europäischen Romantikdiskurses. Der Vergleich soll den Blick für die wechselvollen Beziehungen der Slawen zu ihren Nachbarvölkern, einschließlich der Balten, öffnen und dadurch gegenwärtige nationale Konflikte in Osteuropa besser verstehen helfen. Ausgewählte Werke: Puškin (Mednyj vsadnik, Kavkasskij plennik), Lermontov (Na smert poėta, Demon), Mickiewicz (Dziłdy, Konrad Wallenrod), Słowacki (Fantazy), Baranauskas (Der Hain von Anykščiai)
Literatur: Puškin, A.: Polnoe sobranie sočinenij. Tom IV und V. Moskva 1937-1941; Lermontov, M.: Sočinenija v šesti tomach. Tom II und IV. Moskva 1954-1957; Mickiewicz, A.: Wiersze. Warszawa 1955; Baranauskas, A.: Der Hain von Anykščiai. München: Fink 1967; Miłosz, Cz.: Geschichte der Polnischen Literatur. Köln 1981

 

 
Lehre an der Pädagogische Hochschule Erfurt
 
Lehramtsstudiengänge ab 1995 (Lehrtätigkeit bis 1993 nicht erfasst)
 
A. Grundstudium
 
Einführung in die Slawischen Literaturen (Part: Polnische Literatur)
 
Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die Entwicklung der slawischen Literaturen in ihrer Wechselwirkung. Den Schwerpunkt bilden die russische, polnische und tschechische Literatur. Literarische Strömungen werden im historisch-sozialen und nationalen Kontext gesichtet. Einzeldarstellungen sollen mit herausragenden Schriftstellerpersönlichkeiten insbesondere des 19. und 20. Jahrhunderts, ihrer weltanschaulich-philosophischen Position und ihrer Poetik bekannt machen.
Die Teilnahme an einem (unbenoteten) Kolloquium ist Voraussetzung für die Zwischenprüfung
 
Russische Literatur des 20. Jahrhunderts
 
Die Vorlesung informiert über literarische Schulen und Strömungen der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Literarische Epochen werden, einem Spezifikum russischer Literaturverhältnisse folgend, im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Umbrüchen behandelt: russische Moderne und Avantgarde, sozialistischer Realismus, Tauwetterliteratur, Postmoderne. Ein Überblick über die Emigrantenliteratur wird einbezogen.
Im Mittelpunkt stehen Autoren und Werke: Valerij Brjusov, Ivan Bunin, Anna Achmatova, Maksim Gorkij, Aleksandr Fadeev, Andrej Platonov, Michail Bulgakov, Aleksandr Solženicyn, Jurij Trifonov u.a.
Die Teilnahme an einem (unbenoteten) Kolloquium zu den Vorlesungsinhalten ist Voraussetzung für die Zwischenprüfung.
 
Literarische Schulen und Strömungen in der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts
 
Das Seminar baut auf der Pflichtvorlesung auf und vertieft die dort vermittelten Kenntnisse durch die Arbeit am literarischen Text: Symbolismus und Brjusov, Akmeismus und Gumilev, Avantgarde und Majakovskij, Sozrealismus in der Entwicklung von Gladkov zu Ajtmatov, die ideelle und künstlerische Lösung vom sozrealistischen Kanon im Spätwerk Trifonovs,
Postmoderne im Werk Vladimir Sorokins und Tat'jana Tolstajas.
 
Einführung in die Literaturwissenschaft
 
In der Übung werden anhand ausgewählter Texte der russischen Literatur (Gogol’: Šinel'; Trifonov: Oprokinutyj dom; T.Tolstaja: Sjuzet) werden literaturwissenschaftliche Analyseverfahren(thematisch-ideelle, strukturell-funktionale, psychoanalytische Verfahren) in ihrer Bedeutung für die Erschließung von Sinngehalt und Poetizität des Werkes erprobt.
Der Leistungsnachweis wird in Form einer Klausur erbracht.
 
B. Hauptstudium
 
Russische Schriftstellerinnen am Ausgang des 20. Jahrhunderts
 
Die Achmatova und die Cvetaeva betonten, nicht Poetessa zu sein, sondern Poet. Woraus erklärt sich das vorwiegend nichtfeministische Selbstverständnis russischer Schriftstellerinnen? Bedient die gegenwärtig dynamischste Strömung in der russischen Literatur, die "ženskaja proza", nur soziologische Fragestellungen oder sind auch weltanschaulich-philosophische und künstlerisch-ästhetische Entwürfe zu erkennen? Literaturwissenschaftliche Analysen am Werk ausgewählter Autorinnen (L. Petruševskaja, T.Tolstaja, L. Vaneeva, V. Narbikova u.a.) sollen den Weiblichkeits- und Wertediskurs in der "Frauenprosa" erhellen und auch individuell-künstlerische Handschriften bewußt machen.
Der Leistungsnachweis wird in Form eines Beleges oder eines Seminarvortrages erbracht.
 
Größe und Tragik von Schriftstellerschicksalen: Andrej Platonov
 
Weltsicht und Erzählweise Andrej Platonovs werden vor dem gesellschaftlichen und literarischen Hintergrund vor allem der 20er und 30er Jahre betrachtet. Die Lehrveranstaltung soll die Leistung seiner frühen Gesellschaftsanalyse totalitärer Machtstrukturen ("Kotlovan", "Čevengur") sowie die Diskussion utopischer Gesellschaftskonzeptionen ("Džan") im künstlerischen Werk verdeutlichen. Im Zentrum steht die künstlerische Welt (Raum, Sprache) des Autors, deren Spezifik über Textanalysen erschlossen wird.
Der Leistungsnachweis wird in Form eines Beleges oder eines Seminarvortrages erbracht.
 
Eros nach Stalin
 
War die Erotik des Stalinismus durch Prüderie und eine zugleich aufdringliche Sexualsymbolik in Literatur und Kunst bestimmt, so zeichnen sich die Texte einiger russischer Gegenwartsautoren durch die Reanimierung von Eros und Sexualität aus. Das betrifft die Thematisierung des Körpers, einschl. der Thematik des Tabuisierten /E. Limonov, V. Sorokin/, sowie das Libidonöse des Wortes /V. Narbikova/ und die künstlerisch-ästhetische Umsetzung unterdrückter Sinne /N. Sadur u.a./.
Ausgehend von der Begriffsbestimmung "Eros" und seiner Bedeutung im russischen Kulturdiskurs soll das Seminar einen Ausschnitt moderner russischer Literatur beleuchten und diese vor dem Hintergrund der postmodernen Diskussion untersuchen.
Leistungsnachweis in Form eines Seminarreferats.
 
Die "Moskauer Schule" und ihre Nachkommen
 
Ausgehend von Jurij Trifonovs Poetisierung des städtischen Alltagslebens und seiner "Reise ins Innere" zur Erspürung des Lebensphänomens als einer Relation von "bytie" und "byt" soll die Weiterführung dieses Gedankens unter Autoren der nächsten Schriftstellergeneration verfolgt werden. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen die künstlerisch-ästhetische Umsetzung der Ambivalenz des Daseins und Diskussion des Ideals im Werk Trifonovs, der desillusionierte "Zwischenheld" Vladimir Makanins und die surrealistische "Gegenwelt" Tat'jana Tolstajas.
Leistungsnachweis in Form eines Seminarreferats.
 
Analyseübungen am russischsprachigen Text
 
In Weiterführung der im Seminar "Einführung in die Literaturwissenschaft" erworbenen Kenntnisse zur Analyse des literarischen Werkes soll die Arbeit am originalsprachigen Text die Leistung der Sprachebene für die Übermittlung der künstlerischen Botschaft erhellen.
Untersucht werden insbesondere die Funktion der Erzählintonation (der Langsatz bei Trifonov, der Sprachrhythmus der Narbikova, die intonatorisch-syntaktische Funktion der künstlerischen Rede bei T. Tolstaja) und die Redegestaltung. Am Beispiel von B. Pil'njaks "Golyj god" soll eine Modellanalyse des Zusammenwirkens von Sprach- und Strukturebene (Komposition und Bildstruktur) für die Sinnbildebene des Werkes erarbeitet werden.
Leistungsnachweis in Form eines Seminarreferats.
 
Klassikrezeption in der russischen Gegenwartsliteratur
 
An ausgewählten Untersuchungen russischer Gegenwartsliteratur wird der unterschiedliche Umgang mit dem russischen klassischen Erbe (Puškin, Dostoevskij, Turgen'ev, Čechov u.a.) wie das Traditionsbekenntnis (J. Trifonov), die Dekonstruktion von Sujet und Motivik (V. Sorokin, E. Popov), die Parodierung (T. Tolstaja, L. Petruševskaja) in seiner Funktion für die literarisch-künstlerische Botschaft erhellt.
Leistungsnachweis in Form eines Seminarreferats.
 
C. Grund- und Hauptstudium
 
Zur Gestaltung des "Anderen" als des Fremden in der russischen Literatur der Gegenwart
 
Die Vorlesung informiert über das Begriffsverständnis des "Anderen" aus philosophischer, psychologischer und feministischer Sicht (Bloch, Levinas, Lacan, Foucault, Beauvoir, Benhabib, Cixous u.a.). Die auffällige Hinwendung zur Problematik des Anderen als des Fremden in der russischen Literatur der Gegenwart wird im Kontext nationaler und geschlechtlicher Identitätsfindung verhandelt.
Im Mittelpunkt stehen folgende Autoren: F. Gorenstejn, M. Juzefovskaja, G. Kanovič, D. Rubina, N. Sadur, L. Ulickaja
 
"Po literaturnym mestam" in St. Petersburg
 
Die Vorlesung macht mit den wesentlichen Schauplätzen der russischen Literaturgeschichte in St. Petersburg bekannt (A.S. Puškin, F.M. Dostoevskij, A. Blok, A. Achmatova u.a.). Sie erhellt den Einfluss von gesellschaftlich-sozialem und kulturellen Raum auf die poetische Konzeption des Künstlers und gibt anhand ausgewählter Texte einen Einblick in die individuell-künstlerische Spiegelung der Faszination St. Petersburg im künstlerischen Raum (A.Blok, A. Belyj u.a.) bzw. verdeutlicht die Authentizität bestimmter Handlungsschauplätze im literarischen Werk (Dostoevskij u.a.).
 
Russische Literatur des 20. Jhs. aus der Genderperspektive
 
In der Vorlesung werden diskursprägende Werke der russischen bzw. sowjetischen Literatur des 20. Jahrhunderts einer Relektüre unter gendertheoretischem Aspekt unterzogen. Grundlage hierfür ist die Vermittlung des Geschlechterdiskurses in der russischen Kultur. Die ein- bzw. ausschließenden inhaltlichen und formalen Kriterien in bezug auf den jeweiligen Literaturkanon sollen bewußtgemacht und hinterfragt werden. Hermeneutische und dekonstruktivistische Analyseverfahren werden im Vergleich demonstriert.
Autoren: Čechov, Šolochov, Platonov, Cvetaeva, Ajtmatov, Trifonov.
Literatur: Berdjaev, N.: Metafizika pola i ljubvi. In: Russkij Ėros ili filosofija ljubvi v Rossii. Moskva 1991, S. 232-273; Bovenschen, S.: Die imaginierte Weiblichkeit. Frankfurt am Main 1979; Groys, B.: Die Erfindung Rußlands. München/Wien 1995; Solov'ev, V.: Ideja čelovečestva u Avgusta Konta. In: Ds.: Sočinenija v dvuch tomach. Tom 2. Moskva 1988, S. 562-581; Vinken, B. (Hrsg.): Dekonstruktiver Feminismus. Frankfurt am Main 1992.
 
Freiheit und Persönlichkeit in der russischen, polnischen und litauischen Romantik - ein Dialog
 
Gegenstand des Seminars ist die Herausarbeitung der Verflechtung zwischen russischer, polnischer und litauischer Romantik, insbesondere in ihrer revolutionären Phase, und ihrer Spezifik innerhalb des europäischen Romantikdiskurses. Der Vergleich soll den Blick für die wechselvollen Beziehungen der Slawen zu ihren Nachbarvölkern, einschließlich der Balten, öffnen und dadurch gegenwärtige nationale Konflikte in Osteuropa besser verstehen helfen. Ausgewählte Werke: Puškin (Mednyj vsadnik, Kavkasskij plennik), Lermontov (Na smert poėta, Demon), Mieckiewicz (Dziądy, Konrad Wallenrod), Słowacki (Fantazy), Baranauskas (Der Hain von Anykščiai)
Literatur:Baranauskas, A.: Der Hain von Anykščiai. München: Fink, 1967; Kubilius, V./Samulionis, A./Zalatorius, A./Vanagas, V. (Hrsg.): Lithuanian Literature. Vilnius 1997; Lermontov, M.: Sočinenija v šesti tomach. Tom II, IV. Moskva 1954-1957; Mickiewicz, A.: Wiersze (Bd. III: Dziądy; Bd. II: Konrad Wallenrod). Warszawa 1955; Miłosz, Cz.: Geschichte der Polnischen Literatur. Köln 1981; Puškin, A.S.: Polnoe sobranie sočinenij. Tom IV, V. Moskva 1937-1941.
 
Ich und der Andere. Zum Identitätsdiskurs in der russischen Literatur der Gegenwart
 
Ausgewählte Werke der russischen Gegenwartsliteratur werden unter dem Aspekt der Identitätsdiskussion sowie deren künstlerischer Umsetzung untersucht. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen dem Selbst und dem Anderen in den Hypostasen des Fremden, des alter ego, des Mit-Menschen bzw. der Außenwelt. Ausgewählte Autoren: Juzefovskaja (Kamni), Kanovič (Prodavcy snov), Kim (Lotos), Kireev (Svetljačok), Sadur (Almaznaja dolina), Ulickaja (Doč' Buchary, Medeja)
Literatur: Benhabib, S.: Selbst im Kontext. Frankfurt am Main 1995; Gilman, S.: Inscribing the Other. Nebraska 1991; Lacan, J.: Schriften I. Olten 1973; Sartre, J. P.: Das Sein und das Nichts. Reinbek b. Hamburg 1994; Todorov, T.: Die Eroberung Amerkas. Das Problem des Anderen. Frankfurt am Main 1985 (1982); Weigel, S./Stephan, I. (Hrsg.): Jüdische Kultur und Weiblichkeit in der Moderne. Köln/Weimar/Wien 1994; Lotman, J.: Ženskij mir. In: Besedy o russkoj kul'ture. S. Peterburg 1994, S. 46-74; Beitz, W. (Hrsg.): Vom "Tauwetter" zur Perestrojka. Russ. Literatur zwischen den 50er und 90er Jahren. Peter Lang Verlag 1994;
 
Zur Gestaltung des "Anderen" als des Fremden in der russischen Literatur der Gegenwart
Die Vorlesung informiert über das Begriffsverständnis des "Anderen" aus philosophischer, psychologischer und feministischer Sicht (Bloch, Levinas, Lacan, Foucault, De Beauvoir, Benhabib, Cixous u.a.). Die auffällige Hinwendung zur Problematik des Anderen als des Fremden in der russischen Literatur der Gegenwart wird im Kontext nationaler und geschlechtlicher Identitätsfindung verhandelt.
Im Mittelpunkt stehen folgende Autoren: F. Gorenstejn, M. Juzefovskaja, G. Kanovič, D. Rubina, N. Sadur, L. Ulickaja
 
Einführung in die Literaturwissenschaft
 
Anhand ausgewählter Texte der russischen Literatur (Gogol’: Šinel'; Čechov: Dama s sobačkoj; Petruševskaja: Dama s sobakami; Trifonov: Oprokinutyj dom; T.Tolstaja: Sjužet, Ulickaja: Gulja) werden literaturwissenschaftliche Analyseverfahren(thematisch-ideelle, strukturell-funktionale, psychoanalytische Verfahren) in ihrer Bedeutung für die Erschließung von Sinngehalt und Poetizität des Werkes erprobt.
Der Leistungsnachweis wird in Form einer Klausur erbracht.
 
"Litwo - Ojczyzno moja!" Polnisch-litauische Literaturbeziehungen im Kontext der nationalen Frage
Die Vorlesung macht mit der literaturgeschichtlichen Entwicklung Polens unter Berücksichtigung der Einflüsse der litauischen und russischen Kultur bekannt. Ein Überblick über die Entwicklung der litauischen Literatur verdeutlicht die Problematik der nationalen Frage. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den Blick für die wechselvollen Beziehungen der Slawen zu ihren Nachbarvölkern, insbesondere zu den Balten, zu öffnen und dadurch gegenwärtige nationale Konflikte in Osteuropa besser verstehen zu helfen.

 
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